Es ist nicht, das dicke Bankkonto, der Porsche oder die Zahl der Follower, die bestimmen, wer wie wirkt und was erreicht. Es ist dein persönlicher Status. Es ist das, was du denkst und was du ausstrahlst. Das entscheidet, ob du bei deinen Fans Gehör findest oder vertrauensvolle Beziehungen zu deinen Kundinnen aufbaust.
Wie kannst du das Spiel mit dem Status nutzen, um mal souveräner zu wirken und an Ausstrahlung zu gewinnen – gleichzeitig jedoch auch mit deinen Kundinnen Augenhöhe herzustellen und Wertschätzung zu zeigen?
Status: Spielerisch schlau wirken – ohne Gehabe
Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Nope!
Bei Status denken viele an das „mein Haus – mein Auto – mein Boot“ Gehabe. Doch neben sozialen Statushebern wie Beruf, Karriere, Vermögen, Smartphones oder Anzahl der Follower gibt es eine zweite Dimension von Status: der persönliche Status. Dieser entsteht erst, wenn sich zwei oder mehr Menschen begegnen. Und dieser ist der Spannende und der, mit dem du sinnvoll und wertschätzend spielen kannst. …und den schauen wir uns hier an. (Ich bin mir sicher, dass dir alles andere Statusgehabe auch mega auf den Senkel geht.)
Der Begriff „Status“ kann verwirrend sein, es sei denn, wir verstehen darunter das, was wir tun, nicht das, was wir sind; das heißt, ein König kann gegenüber einem Sklaven Tiefstatus spielen, und der Sklave kann gegenüber dem König Hochstatus spielen. / Keith Johnstone
Der persönliche Status ist also nicht das, was du „besitzt“, sondern das, was du bist, wenn du anderen begegnest. Er ist ein Produkt aus deinen Gedanken, deiner inneren Haltung und deinem Verhalten, wenn du andere triffst – sichtbar in der Körpersprache, Stimme und Verhalten.
Fantastisch ist: Der persönliche Status ist flexibel und kostenlos.
Wie du ihn spielerisch einsetzen kannst … Dazu später mehr.
Das (unbewusste) Spiel mit dem Status
Weichst du aus, wenn dir direkt jemand entgegenkommt? Oder wirst du in Gesprächen häufiger unterbrochen? Dann kann es sein, dass du in einem tiefen (persönlichen) Status bist, weil sich andere den höheren Status nehmen oder ihn von dir „geschenkt“ bekommen.
Das läuft meistens ganz unbewusst und automatisch ab. Manchmal haben wir so ein Gefühl dafür.
Wir ordnen immer über oder unter, denn wir können keinen „Nicht-Status“ haben; genauso wenig, wie wir nach der alten Watzlawischen Regel nicht nicht kommunizieren können.
Status hast du also sowieso immer. Dann kannst du ihn auch schlau und bewusst einsetzen.
Keine Lust auf Machtspiele?
Ich auch nicht. Klar kannst du deinen persönlichen Status nutzen, um dich besser zu fühlen und Macht zu demonstrieren. Aber ehrlich, das bekommst du doch auch anders hin! Und außerdem solltest du dich auch mächtig fühlen. Es kommt sonst sowieso raus.
Ich spiele nicht um die Macht, aber ich spiele gern mit meiner Wirkung. Ich nutze das Statusspiel aber vor allem, um Beziehungen positiv und vertrauensvoll zu gestalten. Oder auch, um souveräner aufzutreten und mir Gehör zu verschaffen.
Ja, klar jetzt willst du wissen, wie das geht …
Sichtbare Statusmerkmale – Raum und Zeit
Status hat immer etwas mit den Dimensionen RAUM und ZEIT zu tun.
Als Faustregel gilt: Je mehr Raum und Zeit du dir nimmst oder bekommst, umso höher ist dein persönlicher Status. Je weniger, umso mehr bist du im Tiefstatus.
(PS: ich mag die Begriffe „Hoch- und Tiefstatus“ nicht, aber in der Statustheorie von Keith Johnstone heißen sie nun mal so. Und sicher werden dir die Begriffe hier und da auch so begegnen.)
Wie sieht Hoch- und Tiefstatus genau aus?
Hochstatus
Der Professional-Modus steht für Respekt, Kompetenz und Kommunikation auf Sachebene.
In diesem Modus wirkst du kompetent. Also, wenn es „um die Wurscht geht“; du in einem Kundentermin bist und der Punkt kommt, wo du deine Argumente für eine Zusammenarbeit präsentierst, dann sind Hochstatussignale angesagt.
- ruhige, bestimmte, Bewegungen
- gerader Kopf
- tiefe und laute Stimme mit Pausen
- aufrechte Haltung
- fester Stand
- große und ruhige Gesten
- direkter Blick
Tiefstatus
Der Beziehungs-Modus steht für Sympathie, Kontakte und Kommunikation auf emotionaler Ebene.
Im Tiefstatus wirkst du sympathisch. Mit Tiefstatussignalen kannst du gut Kontakte knüpfen oder Vertrauen aufbauen.
- viele Bewegungen
- schiefer Kopf, bewegt sich
- hohe Stimmlage und leisere Stimme
- gebeugte Körperhaltung, Hüfte eingeknickt
- unsicherer Stand, Wechsel von einem auf das andere Bein
- kleine, hektische Gesten
- unsteter Blick
Betrachte die einzelnen Statusmerkmale wie ein Mischpult. Du kannst einzelne Regler nach oben oder unten schieben – oder alle gleichzeitig. Umso mehr Regler du von einem Status einsetzt, umso „lauter“ wird der Status.
Diese äußeren Statusmerkmale kannst du bei dir und bei anderen wahrnehmen. Deine eigenen kannst du bewusst verändern. Du kannst dich groß und breit machen oder schmal und eng. Du kannst laut und mit Pausen sprechen, oder schnell und leiser. Du kannst mit Blickkontakt spielen. Oder du kannst deinen Kopf bewusst und in bestimmten Situationen schief oder gerade halten.
Doch Achtung: Es kann unecht wirken. Und es ist verdammt anstrengend, sich dauernd auf seine Gliedmaßen zu konzentrieren. Körpersprache spricht von innen aus dir heraus. Und dein Innen ist die Basis für Wirkung und Status.
Deine Gedanken und deine Haltung: die viel wichtigeren unsichtbaren Statusmerkmale
Du bist, was du denkst. Was du denkst, strahlst du aus. Du spielst das Statusspiel von innen nach außen. Deine innere Einstellung spiegelt sich durch deine Körpersprache, Stimme und dein Verhalten nach außen und erzeugt so eine (natürliche) Wirkung.
Wenn du entspannt und gelassen bist, kannst du dich mehr auf dein Thema, dein Gegenüber einlassen. Du kannst dich körpersprachlich besser anpassen – je nachdem was du gerade willst und die Situation benötigt. Dann fällt es dir auch leichter vom Beziehungs-Modus in den Professional-Modus zu wechseln, wenn du dein Thema vorbringen willst oder deine Kundin eine Entscheidung treffen soll. Da wartest du nicht auf Erlaubnis – du nimmst dir die Zeit und den Raum – und präsentierst dein Angebot.
Ja klar, hat das was mit deinem Selbstbewusstsein zu tun.
Denn wenn du unsicher und nervös bist, dann bist du natürlich eher im persönlichen Tiefstatus und sendest auch diese Signale. Es wird dir jedoch schwerfallen, dich aufzurichten und mit tiefer Stimme laut zu sprechen – dir Raum und Zeit zu nehmen. Machst du es künstlich, wirkt das auch so.
Statusarbeit ist im ersten Schritt innere Arbeit und Persönlichkeitsentwicklung. Sei überzeugt von dir und deinen Angeboten.
Weißt du, was du benötigst, willst du deine Angebote raus in die Welt bringen und deinen Kunden Wert stiften, dann kannst du jetzt eins weitergehen: Status spielen.
Lass uns wippen! Oder: Status schlau einsetzen
Das Statusspiel ist ein sehr dynamisches Spiel – wie eine Wippe. Die Rollen sind nie fest verteilt und können sekündlich wechseln. Hoch – runter – hoch – runter …
Und jetzt zu den Spielregeln …
Zunächst kannst du das Status-Angebot deiner Kundin oder eines Teilnehmers beobachten und annehmen, indem du dich höher oder tiefer einordnest.
Und hier ist es jetzt super wichtig, dass du weißt, was du überhaupt bewirken willst? Vertrauen aufbauen? Augenhöhe? Verkauf? Auftrag bekommen? Glaubwürdig wirken? … Hab deine Ziele klar vor Augen (auch wieder so ein inneres Ding).
Die Status-Wippe bewusst anstoßen
Willst du sympathisch wirken oder soll euer Gespräch vertrauensvoller werden, dann lass deinen Kunden einen höheren Status haben. Gib ihm die Bühne und Zeit und „sende“ Tiefstatus. Damit verlierst du nicht deine Stärke. Im Gegenteil, er wird sich dir gegenüber gut fühlen, sich vielleicht öffnen. (Mentale) Trigger-Sätze, wie ‚Ich mag dich.‘ oder ‚Ich interessiere mich für dich.‘ können dir dabei helfen.
Willst du professionell und kompetent wirken, um vielleicht deine Angebote final zu präsentieren oder deine Argumente für eine Zusammenarbeit mit dir vorzubringen, dann geh in den Hochstatus. Mit Trigger-Sätzen wie ‚Ich habe was zu sagen.‘ oder ‚Das ist meine Bühne‘, kannst du dich innerlich und folglich auch äußerlich „hochsetzen“.
Augenhöhe? Reduziere das Status-Gefälle!
Am wirkungsvollsten ist der Status, der immer nur ein wenig über oder unter dem Status des Anderen ist. Hier ist das so wie beim sozialen Status und dem Rudelverhalten.
Ich erinnere mich noch an ein Seminar an der Uni. Meine Studentinnen begrüßten mich im absoluten Tiefstatus. Manche finden das vielleicht cool, als Star behandelt zu werden. Aber ehrlich: So kann kein Mensch (ich) arbeiten. Zusammenarbeit braucht Augenhöhe.
Was habe ich gemacht? Viel gelächelt, Kopf schief, jede persönlich begrüßt und ich habe mich in ihre Reihen gesetzt. Und ich habe meinen Teilnehmerinnen erst mal viel Raum und Zeit gegeben. So konnten wir gut starten.
Status ist dynamisch
Sieh Status als etwas Dynamisches. Er kann in einem Gespräch hundertmal wechseln. Je nachdem, an welcher Stelle du gerade bist, welches Thema du besprichst. Der Knaller ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, so dass eine Begegnung für alle status-angenehm wird – wie ein schöner Spielplatzbesuch mit Wippe. Du hast also an deinem Mischpult viel zu tun.
König oder Bettelmann? Beide sind cool!
Es gibt kein gut oder schlecht – weder der Hoch- noch der Tiefstatus sind für sich allein und dauerhaft super. Es ist die Kombination aus beiden und deren flexibler Einsatz.
Im Tiefstatus wirken wir zwar nett und umgänglich, aber wenn du deine Teilnehmerinnen im Workshop fordern willst, dann brauchst du auch den Professional-Modus mit Raum und Zeit, sonst ist die ganze Zeit nur Teeküchen-Feeling. Auf der anderen Seite geht es im Business auch mal um die Wurscht. Ein Coaching verkaufst du sicher nicht, wenn du immerzu lächelst, leise sprichst und dich viel bewegst – dir wenig Raum und Zeit nimmst.
Und übrigens: Der Hochstatus ist alles andere als arrogant. Innerlich stabil und selbstbewusst kannst du auch tief „spielen“ und anderen Raum und Zeit geben. Das nennen wir im allgemeinen Charisma.
Nur im Professional-Modus aufzutreten, macht auch keinen Sinn. Nur auf der Sachebene … Wie willst du so bei Präsentationen oder in Videos deine Zuhörer erreichen?
… und Status ist nicht ein Frauen- oder Männer-Ding?
Da bekomme ich immer graue Haare. Jeder hat und kann Status.
Vielleicht liegt das Problem hinter der Frage, genauer gesagt zwischen unseren Ohren?
Genieß es (als Frau) auch mal den Professional-Modus rauszulassen und mach dich frei von den Gedanken arrogant und kalt zu wirken. Ich glaube, manchmal steckt dahinter, die Angst nicht mehr gemocht zu werden.
Genieß auch (als Mann) die Sanftheit des Tiefstatus, ohne das Gefühl minderwertig zu sein und die Kontrolle zu verlieren.
Und am Anfang steht die Wahrnehmung …
Was ist dein bevorzugter Status? Wie ist dein Mischpult in deinem Wohlfühl-Status eingestellt? Welche Merkmale benutzt du hauptsächlich? Hast du dich schon einmal beobachtet, wie du in bestimmten Situationen reagierst oder wie dein Mindset „gestrickt“ ist? Werde zuerst dein eigener Statusexperte.
Statusspiele sind setzen eine gute Beobachtung voraus – erst mal dich und dann auch noch dein Gegenüber.
Und irgendwann regelst du alle Nuancen mit deinem Status-Mischpult. Mal hoch – mal runter. Dynamisch. Für einen guten Sound findest du die passenden Einstellungen – im richtigen Moment, zur richtigen Zeit.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Status spielen!
Bianca
Bild: depositphotos.com