Egal, WAS ich sage, Hauptsache ich wirke gut. Körpersprache ist wichtiger. Echt jetzt? Was für ein Quatsch! Immer noch kursiert die 7-38-55 Regel in deutschen Trainings-Wohnzimmern. Das ist ein Mythos, über den sich sogar der „Erfinder“ Albert Mehrabian aufregt. Es ist nämlich doch wichtig, WAS du sagst. Es ist eben doch wichtig, welche Worte aus deinem Mund kommen. Und es ist eben auch wichtig, dass du dein Thema drauf hast.

Wieso? Das erfährst du jetzt und weißt dann auch, warum es sich lohnt, sich um Inhalte zu kümmern.

 

Vergiss die 7-38-55 Regel!

 

Vom Mythos über die Körpersprache

Kann es wirklich sein, dass wir zu 93 Prozent nur mit unserer Stimme (38 Prozent) und Körpersprache (55 Prozent) wirken? Und das, WAS wir sagen, ist nur zu 7 Prozent bedeutend, wenn wir uns nach der 7-38-55-Regel richten? Das bedeutet, dass es fast egal ist, worüber wir reden – Hauptsache wir wirken mit Mimik, Gestik, Körperhaltung und auch stimmlich einfach nur gut. Klares NEIN!  (Selten: Ja. …doch dazu gleich.)

Wenn du mal in deinen Alltag schaust, wirst du mir recht geben. Wenn Andere dir etwas sagen, wirst du schon auf deren Worte hören. Klar schaust du auch, wie der Körper spricht. Aber das ist weniger relevant und wahrscheinlich macht das bei Weitem keine 93 Prozent aus.

 

 

Woher die 7-38-55 Regel kommt

Wenn dir jemand von der 7-38-55 Regel erzählt, bezieht sich dieser Mensch auf die Forschungsergebnisse von Professor Albert Mehrabian. Er untersuchte 1971 die Wirkung von Worten wie „Liebe“, „Krieg“ oder „möglicherweise“, wenn sie mit unterschiedlichem Körperausdruck oder Tonlagen gesprochen werden. Bei den Untersuchungen ging es immer um ein einziges, an sich neutrales Wort. Klar, wenn ich (oder die Probanden der Studie) „Liebe“ sage und dabei eine geschlossene, traurige oder ärgerliche Haltung einnehme und mit der entsprechenden Stimmlage spreche, dann wirkt … Das WIE. Die Körpersprache und die Stimme bestimmen die Bedeutung einer Aussage mehr als das Wort an sich.

So weit ist das logisch. Wahrscheinlich kennst du das: Du sagst einer Kundin, dass sie XYZ umsetzen soll. Und du meinst das gar nicht so ernst, wie du es von deinem Gesichtsausdruck und deinem Tonfall rüberkommt (Kunde halt … wollen wir ja freundlich sein und charmant in den Popo treten). Der Kunde macht … nichts. War ja nicht ernst gemeint – wie es aussah.

Wenn deine Aussage nicht mit dem WIE kongruent ist – nicht übereinstimmt, dann kommen wir auf 93 Prozent Wirkung via Körpersignale oder Stimme. Dann sind Körpersprache und Stimme wichtiger. Aber nur dann (und das ist die Ausnahme und das eigentliche Ergebnis der Studie!). Außerdem bezieht sich das dann auch nur auf einzelne Aussagen oder Sätze und nicht deine gesamte Präsentation zum Beispiel.

Leider wurden die Ergebnisse so dermaßen verallgemeinert und auf gesamte Präsentationen, sogar auf die gesamte Kommunikation angewendet, dass plötzlich durch viele Trainings-Wohnzimmer die 7-38-55 Regel kursierte und für das Nonplusultra gehalten wurde. Seit vielen Jahren sind wohl deswegen Handhaltungen, Mimik und Töne wichtiger als Inhalte. Wenn es um Wirkung geht, wird deswegen leider oft das WAS aus dem Auge verloren. Gefährlich! Menschen hören dir nämlich doch zu.

 

 

Inhalt: First! Körpersprache und Stimme: Later.

Kümmere dich deswegen unbedingt um deine Inhalte. Zuerst! Mach eine gute Vorbereitung, indem du Relevantes für deine Zielgruppe sammelst und deine Inhalte gut strukturierst. Schau auch darauf, was du inhaltlich gut präsentieren kannst …und willst. Auch das, was dir Lust macht, ist wichtig, denn sicher willst du sie alle begeistern. Wenn du selbst begeistert bist, dann klappt das auch mit der Körpersprache und der Stimme. Denn sie wirken nach außen und erzeugen Kongruenz. …und dann kann dich die 7-38-55 Regel mal …

 

STARK mit WORTEN Tipps und News by Bianca

 

 

Ein Körpersprache-Training „schadet“ jetzt nicht …

… denn Menschen sehen dich bei deinem Vortrag ja auch an. Wenn du nun dauernd an dir herumzupfst, du leise sprichst oder allzu oft den Blickkontakt vermeidest, dann kannst du es inhaltlich noch so drauf haben … Unsouveräne Signale, die du mit deinem Körper oder deiner Stimme sendest, schwächen deine Wirkung. Da machen wir uns nichts vor: Dein Publikum sieht und hört dich präsentieren. Nur eben urteilt es nicht zu 7-38-55 Prozent.

Wenn du dir deiner Körpersprache unsicher bist oder nicht weißt, was du mit deinen Händen machen sollst, hol dir Feedback oder geh in einen Körpersprache-Workshop. Arbeite außerdem noch mehr an deinen Inhalten und verinnerliche sie richtig. So kannst du während deiner Präsentation auch darauf achten, wie du stehst, dass du dein Publikum anschaust oder in die Kamera guckst. Wenn du allgemein unsicher bist, dann tanke vorher noch ordentlich Selbstvertrauen. Im besten Fall sendest du aus allen (para-, non- und verbalen) Kanälen Begeisterung und Selbstvertrauen.

Aber: Inhalt: First! Körpersprache und Stimme: Later.

 

 

Wenn wir (noch) nichts sagen oder: Beim ersten Eindruck

Eins, wo Körpersprache wichtiger ist als das, was du sagst, habe ich aber noch: Wenn du einen Raum betrittst … Niemand kennt dich … Dann ist das, was zählt WIE du wirkst. Das kann die Mimik, deine Körperhaltung, aber auch den Gang sein, was im Vordergrund steht und nachdem dich Andere „beurteilen“. Denn … Meistens hast du in den ersten Augenblicken nämlich noch nichts gesagt. Nur in solchen Situationen kannst du mal ein ganz großes Auge darauf richten, was dein Gesicht, deine Hände oder deine Körperhaltung so machen. (Und eigentlich hat das auch nichts mit dem Mehrabian-Mythos zu tun.)

 

 

Ist dir die 7-38-55 Regel schon mal begegnet?

Falls du in einem Workshop bist und bekommst diese Regel gepredigt, dann weißt du jetzt, dass es ein Mythos ist.

Ich hoffe, ich kann diesen Blogartikel in ein paar Jahren löschen, weil der Mythos verschwunden ist und es heißt in allen Trainings-Wohnzimmern: Inhalt zählt. Körpersprache kommt später.

Bianca

 

Photo: Depositphotos

 

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